3mal Gold!

Jetzt weiss ich wie sich Sime fühlt, wenn sie 3 Goldmedaillen an einer WM gewinnt. 

Das Gefühl ist unglaublich… Aber wie ist es dazu gekommen?

Im letzten Sommer hat Hansruedi eine Mail verschickt und angefragt, wer an die Senioren WM im Ski-OL mitkommt. Im ersten Moment habe ich gedacht, ich bin doch noch nicht so alt um eine Seniorin zu sein. Ich habe aber schnell herausgefunden, dass man im OL bereits ab 35 Jahren als Senior gilt. Das heisst also, ich kann theoretisch teilnehmen. Nun galt es einige Abklärungen zu treffen und sich dann anzumelden. 

Letzten Montag ging es dann endlich los Richtung Seefeld, was in der Nähe von Innsbruck und somit in Österreich liegt. Spät abends traf ich im Wellness Hotel Karwendel in Leutasch ein. Da am nächsten Tag erst der Model-Event angesagt war, machte es nicht so viel aus, dass ich nicht so viele Stunden geschlafen habe. Der Model-Event war zwar gut gemeint, aber für die Skis eine Tortour, denn leider lag in dem kleinen Wäldchen, obwohl Schattenhang, nur wenig Schnee und es machte keinen Spass sich auf den Scooterspuren fortzubewegen. Einige haben den Musterlauf sogar ohne Skis gemacht. 

Es wurde schnell klar, dass die Skis am nächsten Tag leiden werden und so war es dann auch. Im Sprintgelände rund um das Langlaufstadion von Seefeld hatte es neben den gut präparierten Loipen eben auch nur wenig Schnee… In 26:23 min. kämpfte ich mich von Posten zu Posten und war sehr erstaunt, als ich nach dem Auslesen auf der Rangliste zuoberst aufgeführt wurde. Ist tatsächlich niemand schneller die rund 4 km gelaufen als ich? Ja es blieb dabei. Unerwartet musste ich mich darauf einstellen gegen Abend ins Olympia-Kongress-Zentrum zu gehen, um meine 1. Goldmedaille in Empfang zu nehmen. 

Da es an der Senioren WM etwas gemächlicher zugeht, findet jeweils zwischen zwei Wettkämpfen ein Ruhetag statt. Den ersten Ruhetag nutzte ich, um zu Fuss die schöne Winterlandschaft rund um Leutasch zu erkunden. Das Nachtessen war mit einem 4-Gängigen Gala-Menu fast ein wenig übertrieben, aber es gehörte eben zum üblichen Programm im Hotel Karwendel. Am Besten war das Dessertbuffet, wo ich mir eine grosse Portion Kaiserschmarrn holte, um Energie für die Langdistanz zu bunkern. Als Allererste startete ich am anderen Tag. Als ich nach 59:35 min ins Ziel kam meinte der Speaker ich hätte eine gute Zeit vorgelegt. Ich war mir sicher, dass das keine so gute Zeit sein konnte, da ich doch einige Fehler gemacht habe unterwegs. Als aber die Russin und Yve ins Ziel kamen mit Laufzeiten von über einer Stunde wusste ich, dass es wieder für den Sieg reichen könnte. Und tatsächlich hat niemand den anspruchsvollen Lauf schneller absolviert als ich. Also wieder am Abend nach Seefeld um die 2. Goldmedaille zu bekommen. Aber vorher genoss ich noch das wunderschöne Wetter und erkundete diesmal auf den Skis weiter die Gegend. Zu meiner grossen Freude stand heute Yve auf dem 2. Platz neben mir auf dem Podest, das heisst auch ihr ist es gelungen, die Frau vom mehrfachen WM-Sieger Eduard Krennikov, Tatiana Krennikova, zu schlagen. 

Wir haben ganz viele Fotos gemacht, um allen von unseren Erfolgen zu berichten.

Nun folgte der 2. Ruhetag. Für diesen habe ich mir vorgenommen, gemütlich das ganze Tal hinunter und wieder hinauf zu laufen; ca. 30km. Der Schneefall am Morgen hielt mich nicht davon ab, obwohl deswegen die Sicht nicht so schön war wie erhofft. Aber gegen Mittag hörte der Schneefall auf und es war schön über die frisch verschneiten Loipen zu laufen. Am Abend wieder üppige Karwendel-Küche zur Stärkung…

Ich machte mir Gedanken, ob es mir wirklich noch einmal gelingen wird, alle anderen hinter mir zu lassen in der Mitteldistanz. Ich merkte aber bald, dass es wahrscheinlich einfacher anzugehen ist, wenn man sich nicht zu sehr mit einer eventuellen Platzierung auseinandersetzt. Der erneute Neuschnee, machte zwar die Landschaft zu einer Winter-Märchenwelt, aber auch meine Skis langsam. Ich musste viel Kraft aufwenden, um vorwärts zu kommen. Oder war ich einfach Müde? Ich sagte mir, dass ich in diesem Schneckentempo sicher keine Medaille gewinnen werde und strengte mich an! Nach einem anfänglich einfachen Teil folgte der anspruchsvollste Mittelteil mit einem scheinbar unendlichen Aufstieg und sehr vielen Scooterspuren oben auf dem Hügel. Ich entschied mich für eine Route zu Fuss für den Rückweg vom Hügel. Diese Route war genau nach meinem Gusto, in der Falllinie den Wald ab. Unten konnte ich problemlos meine Skis wieder anziehen und war gerade vor der Russin in der Spur. Jetzt wusste ich, dass ich 4 Minuten Vorsprung hatte auf die Russin und dass sie es wahrscheinlich bis ins Ziel nicht schaffen würde, mir nochmals so viel davon zu laufen. Ich konzentrierte mich darauf keine Fehler zu machen und kämpfte weiter bis ins Ziel. Und es hat tatsächlich wieder gereicht. Yve wurde mit einer Minute Rückstand wieder 2. und auf dem 3. Platz stand heute eine Finnin. 

So habe ich nun 3 Goldmedaillen von der Senioren WM 2020 in Seefeld im Ski-OL in der Kat. W40 zu Hause.

Danke allen für die Unterstützung und die Gratulationen!

Iris Bolliger